Eine weitere Zuschrift eines Betroffenen

Veröffentlicht am 2. Mai 2024 um 13:18

"Hallo unbekannter Narzisst,

im September bin ich das erste Mal auf Deinen Blog gestoßen und habe immer mal wieder darin gelesen. Ich habe bis heute überlegt, ob ich Dich mal kontaktiere, weil ich keine anonyme Mailadresse habe und auch ziemliche Hemmungen mich einem Unbekannten gegenüber zu öffnen.

Ich heiße XXX bin (40-50) Jahre alt und habe eine NPS.

Als ich 4XJahre alt war, hat meine damalige Freundin unsere Beziehung beendet und mir dabei das Buch von XXX "XXXXXXX" in die Hand gedrückt. Erst einmal ärgerlich und gekränkt weggelegt, habe ich es doch irgendwann einmal gelesen. Es hat dann aber noch ein paar Jahre gedauert, bis ich den Fakt anerkannt habe. Allerdings war ich damals noch weit davon entfernt, anzuerkennen, dass ich etwas tun muss.

Damals wohnte ich noch in XXXX und befand mich im narzisstischen Höhenflug. Erfolg im Job, Karriere, Geld, Frauen, Partys, Anerkennung, Bewunderung, usw.

Die Trümmer in meinem Leben hatten nichts mit mir zu tun, da wären: mehrere gescheiterte Beziehungen mit zurückgelassenen gedemütigten Frauen, eine Ehe, Scheidung, zwei Jahre danach der Suizid meiner Ex-Frau, wieder eine Beziehung mit einer völlig assimilierten Frau. Sie brauchte viele Jahre Psychotherapie um von mir zu gesunden......

Aber das Traurigste ist, mein extrem gestörtes Verhältnis zu meiner Tochter (XX) und ihr Leid. Ich habe bei der Scheidung das alleinige Sorgerecht bekommen, aber mit 18 ist sie gleich ausgezogen. Sie ist heute verheiratet und ist dauerhaft in Psychotherapie. Ich bin um Annäherung bemüht, aber sie entzieht sich immer wieder, was ich verstehen kann.

Irgendwann wurde mir klar, was für ein Monster in mir wohnt. Mir wurde klar, dass ich etwas ändern, dass ich mich ändern möchte. Zwei Therapien abgebrochen, weil ich die Therapeutinnen charmant um den Finger gewickelt und manipuliert habe. Beide konnten mir nicht helfen.

Dann Wegzug von XXX in die heimatliche Provinz 201X. 20XX die Karriere und den Job aufgegeben um erst zaghaft und dann immer intensiver angefangen an mir zu arbeiten. Gefühlt im letzten Jahr so eine Art Durchbruch geschafft und zumindest (mit Hilfe von Hagemeyers Büchern) meinen narzisstischen Bauplan entschlüsselt.

Schaue jetzt hinter meine Fassade und fange an sie einzureißen. Offenbare mich meiner Tochter und wenigen ausgewählten guten Freund*innen die ich zum Glück habe. Erfahre keine Stigmatisierung, sondern Verständnis und Hilfe in Gesprächen.

Suche mögliche Therapeut*innen, und scheitere daran, dass es überall nur Wartelisten von bis zu 3 Jahren gibt.

Rackere mich an mir ab, gehe mit LSD und Pilzen in mein Unterbewusstes und schaue mir das Monster an. Nicht schön!!! aber extrem hilfreich.

Aber ich kann mich nur mit Menschen austauschen, die keine NPS haben und mich nur bedingt vestehen.

Darum die Kontaktaufnahme zu Dir, in der Hoffnung in Dir jemanden zu finden, der das gleiche Schicksal teilt und mit dem ich mich austauschen kann.

Ich würde sagen, dass ich schon eine Menge geschafft habe und heute nicht mehr der XXXX von damals bin. Aber immer wieder gibt es Rückschläge in alte Verhaltensmuster, Lügen, Manipulation, Abwertung...

Schlimm auch das Thema Kränkbarkeit. Aus dem Nichts explodiere ich und mache meinen Kränker verbal und lautstark nieder. Dies hat schon einige Bekanntschaften und Freundschaften gekostet.

Habe hohe Ideale von Humanismus, Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Friedlichkeit usw. denen ich selbst nur selten gerecht werde. Aber diese Ideale sagen mir auch: "Ich will so nicht mehr sein!!!"

So, mehr fällt mir auf die Schnelle nicht ein. Jetzt habe ich mich total nackig gemacht und muss nochmal überlegen, ob ich diese Mail überhaupt abschicke.

Ich würde mich über Austausch freuen, per Mail ....."

 

Wow, ehrliche und offene Wort. Ich habe den Text ein wenig verändert, damit man keine Rückschlüsse auf eine Person ziehen kann.

Ich bin begeistert, dass sich immer mehr Betroffene melden.

 

Hier in diesem Fall muss ich sagen, dass Du schon echt weit bist.

Du weißt was Du bist und zu was Du werden kannst. Das ist in meinen Augen Mega weit.  Wenn Du weißt, zu was Du mutieren kannst, dann weißt Du auch, dass es nicht das richtige ist. Du beschreibst es sehr gut und ich teile Deine Ansicht und Darstellung. 

 

Da Du nun weißt, was passieren kann, kannst Du da auch ansetzten. Alleine super schwer, denn Du brauchst einen Spiegel oder einen echt geilen Therapeuten.

 

Ich habe meinen Weg ja wie beschrieben über Therapien, viele Bücher (#Hagemeyer), über die Arbeit am Inneren Kind und letztlich über die Hypnose gemacht.

Dabei war das offene und ehrliche analysieren meines Selbst einer der wichtigsten Schritte. Ich kann nur etwas ändern, wenn ich es erkenne, dass es nicht gut ist und ich es ändern will. Ein Narzisst an sich, wird seine Fehler nie einsehen. Hier ist der Schreiber der Nachricht aber schon mal erheblich weiter. Er weiß, was er werden kann und findet es nicht gut. Ich behaupte mal, er verachtet diesen Zustand. Er will ihn beseitigen, verlassen, ausbremsen, verändern,..... genau da liegt der Weg und die Arbeit. 

 

Rein im Bewusstsein wirst Du das aber nicht schaffen. Er hier schreibt von LSD, vielleicht ein Weg, aber vielleicht auch eine Zwischenstufe. Ich möchte ja, wie ich schon geschrieben habe, keine pharmazeutischen Mittel einnehmen. Ich versuche die Hardcore Variante, am offenen unbetäubten Gefühl . An der offenen Seele! Ohne Betäubungsmittel oder Antidepressiva. Mein Hypnotiseur sagte mal: " Wir müssen an den Gefühlen arbeiten, das geht nicht, wenn wir sie vorher ausgeschaltet haben!"

Klar, ausschalten ist natürlich bequemer und tut weniger weh, bringt aber nichts.

 

Ich habe meine Gefühle alle durchlebt, alle, auch die mit dem Suizid. Und was schützt mich vor dem Suizid? Das Wissen, was man kurz vorher fühlt. (In meinem Fall). Und das möchtest du freiwillig nie wieder fühlen, wenn die Absicht besteht, vor einen parkenden LKW zu fahren, das Auto aber in den Notlauf springt bei 235 km/h.

 

Wie stehe ich zur Zeit? Ich find mich stabil. Ich schwanke zwar gelegentlich, bekomme mich aber, bis jetzt, immer wieder eingefangen. 

Depressionen, klar, immer mal wieder. Suizid, für Sekunden, dann setzt das analysieren  ein und ich komme davon sofort weg.

Was mache ich mit anderen Menschen? Ich lasse sie anders sein. Sie sollen mich nur nicht angehen, provozieren, reizen, sticheln,... dann kommt schnell der "Schwarze Teil" in mir hoch. 

 

Letztlich wollte mir ein Typ, in einem offenen Streit auf der Straße, ein Kopfstoß verpassen. Ich habe ihm im Nacken gepackt, ich habe ihn fixiert und seine Stirn gegen meine gepresst und ihn in seine Augen geschaut bis in seine Seele und dann habe ich gesagt, berührst Du mich nochmal, kommst Du meiner Familie noch einmal zu nah, dann kille ich Dich!

 

Das muss zumindest etwas hinterlassen haben, denn er dreht nun um, wenn ich ihn draußen sehe. Ich weiß nicht wie ich meinen Blick ausgerichtet habe, ich weiß nur, dass ein unglaublicher Strom an Hass und Power durch meine Augen in ihn geflossen sind. Ich habe es zumindest geschafft ihn nicht umzuhauen sondern die Energie durch meine Augen in seine Seele transportiert. 

 

Ein Spiegel werde gesprungen, da bin ich mir sicher.

Nun ja, Drosselung und Kontrolle ist alles. Das musste ich erst mal erlernen. In der Situation mit ihm, war mir klar, wenn ich mich jetzt nicht kontrolliere, nimmt das hier ein schlimmes Ende.

 

Jeder Narzisst, wird jetzt in sich reinfühlen und sagen, ich hätte den weggeboxt. Ja, ich hätte das vor Monaten auch noch gemacht. Habe ich aber nicht, weil ich mich regulieren kann, inzwischen.

 

Ein sehr guter Zustand. 

Regulierung, Erkennen seine eigenen Gefühls, Wirkung im Außen, dass sind hier die Ansätze, die es gilt zu "lesen".

 

Aber, ey, Du bist schon verdammt weit, finde ich. Ich kann das geschriebene von Dir nachvollziehen und verstehen.

 

Bleib dran und versuch mal die Hypnose. 

 


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