Reaktionen und Fragen

Da ich gestern bei Instagram online gegangen bin, haben mich einige Fragen und Anregungen erreicht.

Danke dafür.

Ich möchte mich mal eben dazu äußern und auch ein paar Fragen aufgreifen.

Grundsätzlich nochmal vorab.

Ich bin ein Narzisst, mit Artest und Diagnose. Ich mache dies hier, nicht um meine narzisstische Befriedigung (das wäre mir zu wenig) zu bekommen, ich mache das mit dem Blog, da es mir guttut zu schreiben. Therapie ist das ein, aber beim Sprechen, einer anderen Person gegenüber, ist man doch noch begrenzt. Durch mein anonymes Auftreten hier, kann ich aber vollkommen offen schreiben. Das hilft mir, mich stetig in der Sache Narzissmus weiter zu entwickeln.

Ich befinde mich inzwischen in einer Phase, die ich folgend beschreiben möchte:

Ich weiß und akzeptiere, dass ich ein Narzisst bin. Ich habe mir eine Methodik entwickelt, mit der ich mich spiegeln kann. Ich akzeptiere meine "Krankheit" und versuche stetig daran zu arbeiten. Ich bin kein Engel, auch wenn ich vielleicht zwischen durch so klinge in meinen Worten. Ich verharmlose auch nicht den Narzissmus und sage:" Hey, schaut mal, ich bin doch nett."  Nein, das bin ich nicht, wenn ich es nicht sein will. Bedroh mich und du wirst den Narzissten sofort sehen! Aber ich kann ihn inzwischen zügeln, ich habe ihn quasi dressiert.

Zudem habe ich zu meiner Methodik noch eine  perfekte Frau, die mit mir über das Thema hier spricht und mich liebt und mich unendlich unterstützt. Sie ist mein Medikament. Ohne sie, wäre das alles nicht möglich.

Gott sein Dank haben wir die richtigen Bomben, die ich gelegt habe, inzwischen überstanden.

Ja, meine Frau hat unter mir auch gelitten. Ich wollte sie mehrfach im Streit verlassen. Ich habe sie oft alleine mit dem Schmerz des Streites zurückgelassen. Ich habe sie verbal bedroht, ich habe manipuliert, ich habe geschrien, ich habe Druck gemacht, ..... ich habe mich ganz einfach narzisstisch verhalten. (Es tut gut, dass offen zu schreiben, sagen würde ich das wahrscheinlich nicht!)

Wir haben einen Weg gefunden, das Böse zu überwinden und zu zügeln. Alles begann mit der Diagnose in meiner Tagesklinik, da habe ich es endlich verinnerlicht, wer und was ich bin. Ich habe es zu einem Teil von mir erklärt und es ab dem Moment angenommen, in der Absicht daran zu arbeiten.

Da wo ich jetzt bin, habe ich mich selbst nie gesehen, oder es für möglich gehalten, hier jemals hin zu kommen. 

Deswegen dieser Blog. Ich möchte über meinem Weg schreiben und vielleicht auch anderen Paaren Hoffnung geben, dass es tatsächlich möglich ist, Narzissmus in den Griff zu bekommen. Man muss den Narzissten nicht immer verlassen.

Meine Antwort zum Kommentar von gestern:

LauraVor 11 Stunden

Hallo,
Ich bin gerade über diesen Blog gestolpert.. sehr interessant. Ich bin Opfer von narzisstischem Missbrauch. Es scheint mir halt dass es ein unterschied ist, ob ein Narzisst oft ausflippt und verbal angreift oder ob er dann ständig Bestätigung/Aufmerksamkeit in Form von betrügen sucht oder ? Versteh ich das richtig, dass du deine Frau zumindest nicht dauerhaft betrügst ? Ich habe auch alles für meinen Exmann getan und hätte das auch weiterhin, aber er hat mich nach vielem betrügen dann vor einigen Monaten auf das brutalste psychisch fertig gemacht, gelogen, betrogen und verlassen für eine neue Frau….
Da verstehe ich einfach gar nichts mehr, was in dem Kopf vorgeht..
Viele Grüße

Es gibt nicht nur einen  Unterschied, es gibt verschiedenen Entwicklungsstufen in denen sich der Narzisst befindet oder befinden kann.

Nein, ich betrüge meine Frau nicht. In meiner ersten Ehe war das anders. Durch meine erste Frau wurde ich erst zum vollendeten Narzissten, da sie selbst einer war. Und sie war kein freundlicher Narzisst, oder der Typ "weiblicher" Narzisst, sie war es durch und durch. Sie hat mich mit Entzug von Zärtlichkeiten und Liebe geführt und gehalten. Damals als ich noch ein junger Mann war. Ich habe es nie gesehen. Dann wurde ich selbst zum Narzissten. Aufgezogen von einer narzisstischen Mutter und ausgebildet von einer narzisstischen Ehefrau. Dann habe ich irgendwann aufgedreht und mich zur Wehr gesetzt. Dazu gehörte es für mich, ihr stetig fremd zu gehen und dadurch mich selbst zu beloben und sie zu bestrafen. Die körperliche Liebe war bei uns vollkommen abgestorben. Genau aus diesem Grund, werde ich meiner jetzigen Frau niemals fremdgehen. Ich liebe sie, ich achte sie, ich benötige ihre Unterstützung und ich will ihr nie wieder wehtun. Wenn ich ihr fremdgehen würde, würde ich mich selbst verraten und verachten.

Und das wichtigste ist, ich will es gar nicht. Ich will nur sie, keine andere Frau. Ich habe durch sie einfach entdeckt und gelernt, wie es ist jemanden zu lieben. Deswegen mache ich um den Satz: "Ich brauche Dich" einen sehr großen Bogen, da dieser Satz aus narzisstischer Sicht eine Bedrohung für mein Gegenüber sein kann. Ich habe durch meine jetzige Frau, das Lieben überhaupt gelernt. 

Unglaublich, wie meine Vorstellung und Haltung vorher zu diesem Thema waren. Ich wusste es nicht anders und habe es so gelebt, wie ich es kannte. Es war fest in meinem Kopf verbaut, ohne es jemals selbst zu analysieren. 

Liebe und Beziehung war für mich eine Versicherung, ein Arrangement, eine Praktik wie ich nicht alleine lebe. Eine Ehe muss ja sein. So schreibt es die Norm vor.

Eine völlig kranke Haltung, die ich inzwischen mit und durch meine Frau komplett neu entdeckt habe. Wir haben den Teil der Software in meinem Kopf neu geschrieben. Ein sehr großer Erfolg für mich.

Und darum geht es, alte Muster und eine alte vorhandenen Software im Kopf umzuschreiben. Dazu muss man dies allerdings vorher selbst erst mal feststellen und annehmen.

Weiter wurde ich auf Instagram gefragt (dazu möchte ich mich auch noch eben äußern):

"....Sag mir mal bitte, was du am allermeisten bereust, jemals getan zu haben?!"

Da habe ich intuitiv als erstes geantwortet:

"Oh, das ist schwer. Ich glaube meine erste Ehe. So hart es klingt. Ich hätte eher aussteigen müssen. Das weiß ich heute. Ein sehr langer Prozess. Ich habe mich in meiner Ehe selbst komplett aufgegeben.

.....

Mein Suizidversuch. Im Wissen, meine Frau (2.) zurück zu lassen. Unverzeihlich.

.....

Ein Narzisst geworden zu sein.

.....

Der Vorfall, den ich am 09.06. hier im Blog beschrieben habe.

.....

Sehr viel, eine sehr lange Liste."

So, das war es dann erstmal. Danke fürs Lesen.