Einer der Ausrutscher

Veröffentlicht am 9. Juni 2023 um 13:45

Ich versuche nun einmal, aus meiner Erinnerung, so einen Ausrutscher (narzisstischer Zwischenfall) zu beschreiben. Von beiden Seiten, der Sichtung. Also innerhalb des narzisstischen Handelns und danach, wenn die Sache abgeklungen ist und ich darüber nachgedacht habe und aber auch die Sicht meiner Frau (teilweise).

 

Es war einmal, vor einiger Zeit, ich war noch nicht so weit in meinem Kopf, wie ich es heute bin. Sagen wir einmal, es war vor zwei Jahren (fiktiv).

Es war irgendwas. Egal was (ich versuche mich mal beim Schreib reinzufühlen, so mache ich das übrigens immer). Auf jeden Fall sind meine Frau (heutige Frau, meine letzte Frau für immer) und ich irgendwie aneinander geraten. Eine Diskussion bricht an. Meine Frau war damals im Umgang mit mir noch nicht so erfahren. Es kam zu einer aufheizenden Diskussion. Sagen wir mal..... (ah ja, da hab ich ein Beispiel in meinem Kopf gefunden) .... also wir sitzen auf dem Sofa und sprechen über die Häufigkeit von Sex in unserer Ehe. Ich halte die Meinung, durch Sex fühle ich mich bestätigt, angenommen, ist für mich ultimativ wichtig, muss ich haben, benötige ich, elementar. Ein Nein ist ein pure Ablehnung. Dazu kommt, dass meine Frau am Anfang unserer Beziehung mich mit Sex überschüttet hat. Ich habe das sehr genossen, da ich aus meiner ersten Ehe die Erfahrung gemacht habe, dass wir da keinen Sex hat. Noch weniger als minimal. In den letzten drei (?) Jahren , vor der Trennung, überhaupt nicht.

Egal, anderes Thema, aber es sollte der Erklärung dienen. 

 

Also genoss ich den Sex sehr, mit meiner "neuen Frau" (klingt doof). Auf einmal stellt sich also der Alltag ein und es wurde weniger. Oh und das stellt der psychisch gestörte mit der Anpassungsstörung dann fest. Bumm. Thema eröffnet.

Also sage ich: "Wir sollten uns wenigstens einmal am Wochenende Zeit für Zärtlichkeiten nehmen und garantieren"

Mein verzweifelter Versuch, noch irgendwie unseren Sex (der gigantisch ist, da wir uns beim Sex synchronisieren) zu retten. Die Angst, wieder in so eine Situation zu geraten, wie in der ersten Ehe, macht sich in meiner Seel breit. Kein Sex, keine Zweisamkeit, keine Energie aus Sex holen, Entspannung ade, RUHE ist weg,......  Meine Frau antwortete in etwa: "Nö, ich lass mir doch keine Zeitliche Vorgabe aufdrücken." (heute absolut verständliche Antwort)

 

Bumm, maximale Möglichkeit auf einen Entzug eingeleitet. All meine Bemühungen, von ihr eine Sicherheit durch eine Aussage auf etwas mindestes zu bekommen, schlugen fehl. Heute verstehe ich ihre Haltung und Aussage, damals war es für mich eine Bedrohung. Das Ende der Welt. Der vom Anfang Ende.

Auch heute kann ich beide Seiten noch fühlen. Die von ihr,  aber auch die beiden Seiten von mir. Ich möchte mich nun mehr auf die Seite von mir beziehen. Die schlechte, die schwarze, die narzisstische. 

Was war in mir los und was folgte!

 

Ich wurde noch in dem Gespräch sehr abwehrend und auf pure Verteidigung aus. Die Intensität steigerte sich von Wort zu Wort, welches gesprochen wurde. Und wir fingen an zu streiten. Ich war nur noch darauf aus, etwas mir wichtiges, nicht zu verlieren oder abgeben zu müssen. Fokus lag nun voll auf Abwehr und Schutz und Durchsetzung.

Es wurde immer schlimmer und wir verfingen uns in einer Diskussion. Nun war auch meine Frau mega "angepisst" (das macht es sehr deutlich) und schmetterte mir natürlich einiges entgegen.  Aus diesem Streit kommen wir nun nicht mehr raus. 

Dann schaltete der Narzisst auf Alarmstufe Rot (so könnte man das bezeichnen). Wir waren inzwischen oben im Schlafzimmer, meine Frau wollte schlafen gehen, aber ein Gesprächsende wird nun mal NUR durch den Narzisst erklärt!

Ihm nicht zu antworten, ist definitiv nicht die Lösung. Ein Abbruch eines Streites ist nicht hinnehmbar und schaltet den Narzissten auf höchsten Angriff. (Es gibt Leute, die empfehlen in einem Umgang mit einem Narzissten, das Gespräch zu verlegen. NEIN, macht das niemals, das ist wie eine Kernspaltung!!!!) 

Also bestand er, der Narzisst, auf eine Aufklärung der Sache. Diese war aber eigentlich nicht aufklärbar, weil ich mich einer Sache beraubt fühlte und meine Frau eine Aussage gemacht hat, die ich nicht hinnehmen wollte. Wir stritten am Thema vorbei.

Wir stritten!

Wir stritten mehr!

Wir stritten sehr!

 

Irgendwann ist meine Frau an der Sache gebrochen und weinte und zog sich in sich zurück. 

Der Narzisst, akzeptierte diesen Rückzug nicht. Irgendwie kam es dann zu der Aussage meiner Frau (ein etwa so)." lass mich in Ruhe , oder ich schmiere dir einen!"

 

Ja genau, das hat der Narzisst nun benötigt. Einen Angriff!

Sekunden später griff er nach IHREN Armen und sie machte ihre Hände zu Fäusten. Super, genau richtig. Der Narzisst nahm nun IHRE Fäuste und schlug sie sich selbst in SEIN Gesicht. Sie hatte es ja angedroht. 

Es fällt mir schwer, dass heute in Worte zu fassen, aber ich möchte es darstellen (man merkt es, da ich schreibe "der Narzisst" und nicht ICH).

Kurz darauf brach ich das dann ab und wollte nur noch raus. Raus aus dem Haus, raus aus der Situation. Raus aus dem Leben.

Ein Situationswechsel kann die Welt verändern, zumindest den Blickwinkel.

Unten vor der Haustür, wollte meine Frau mich dann daran hindern, weg zu fahren. Wir diskutierten also nun, spät abends, auf der Straße weiter. Nun aber über meinen Aufbruch. Der Aufbruch, der mir vom Narzissten vorgeschrieben wurde. Weg hier, aber zügig (Ich hatte in meinen Leben vorher nie das "zuhause Gefühl" verankert. Dieses fehlt in solchen Situationen und steuert bei mir den Fluchtinstinkt. Dazu habe ich aber auch eine Hypnose durchlaufen, dazu später mal mehr).

Leider hat sich in diese Situation noch ein junger Mann beim vorbeigehen mit eingeschaltet, da er meinte meine Frau beschützen zu müssen. Eigentlich richtig, nur in so einer Situation auf meine Aussage: "Und, was möchtest du jetzt von mir!" mit den Worten: " Das möchtest du jetzt nicht erleben!" zu antworten, war ein riesiger Fehler. Bedrohe niemals einen Narzissten. Und diese Aussage von ihm, das wir mir jeder Mann bestätigen, ist schon für einen gesunden Mann ein echtes Problem, darauf nicht zu reagieren. Für einen Narzissten eine unlösbare Aufgabe, hier nicht zu reagieren. Meine Frau hatte also nun alle Hände voll zu tun, mich überhaupt noch einzufangen. 

 

Irgendwie haben wir es dann doch noch geschafft aus der Nummer wieder raus zu kommen. Das Wie spielt jetzt auch hier erst mal keine Rolle, mir war es wichtig, mal so eine narzisstischen Aussetzer zu präsentieren.

Das habe ich hiermit getan.

 

Niemals einen Narzissten im Streit das Gespräch verweigern! Niemals einen Narzissten bedrohen!

 

Das einzige was er nun braucht, ist Sicherheit und Anerkennung. Nicht dafür wie er sich gerade aufführt, nicht für seine scheiß Art die er gerade präsentiert, nein, er braucht einfach nur Anerkennung und Liebe, so schwer das nun auch zu verstehen ist. 

Er bettelt gerade förmlich nach Liebe und Geborgenheit, ist aber nicht in der Lage, dieses selbst jetzt einzufordern oder zu sagen.

 

Das bringt ihn runter, das beruhigt ihn. Es ist in solchen Situationen elementar wichtig, die Situation zu beenden, aber nicht zu verlassen. 

Auch wenn es noch so schwer zu verstehen ist, der Narzisst ist gerade in der narzisstischen Phase, weil ihm etwas fehlt, was er ausgleichen muss. Um jeden Preis. Er weiß aber nicht wie und vor allem, nicht was. Eine einfache Umarmung vielleicht, oder ein kleiner Zuspruch auf halben Wege bei dem Thema, kann ihm helfen, sich wieder einzufangen.

Also Weiß muss beflügelt werden, damit Schwarz sich zurückzieht. Weiß kann nur über Emotionen erreicht werden. Liebe, Zuneigung, Zusammenhalt, Geborgenheit, Verständnis für das psychische Problem,..... Weiß wird dann gestärkt und kann Schwarz in seine Schranken weisen. Das, was bei einem Psychopathen nicht gelingen wird.  Weiß kann dem Narzissten aufzeigen, wie er geliebt wird, wo er wirklich steht und macht die Waagen Seite auf der Seite von Weiß schwerer. Nun findet ein Ausgleich statt. Der Narzisst ist nun wieder in der Lage, auf seine weiße Seite zu schauen, zu hören und diese überhaupt wahrzunehmen. 

 

Wenn er sich dann beruhigt hat, kann man das Thema gerne noch mal zusammen besprechen. Das ist eine angemessene Aussetzung eines Gespräches. NIEMLAS das Gespräch einfach verlassen. Das zündet die Lunte des "Sprengstoffes" und die ist unter Umständen sehr kurz!!!

 

So, nun muss ich mich erst mal selbst wieder beruhigen. Ist ein schweres Thema für mich.

 


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Kommentare

Unknown
Vor einem Jahr

Interessanter Blog.
Schreib gern weiter, es ist sehr interessant zu lesen, wie ein Narzisst tickt, da man als außenstehende Person etwas völlig anderes zu sehen bekommt.
Ich les weiterhin mit, auch wenn ich ggf. nicht weiter kommentiere. hast also auf jeden fall auch 'stumme' Leser.

Jürgen
Vor 4 Monate

Wieder selbst verfasst?

M. J
Vor 4 Tage

Ich wohne in einer neuen Wohnung.